Love’s such an old-fashioned word
And love dares you
To care for
The people on the edge of the night
(David Bowie/Queen - Under Pressure)
Das hatte ich immer im Kopf, wenn ich an die Ausstellung der beiden gedacht habe, einerseits wegen des Ausstellungstitels, aber auch, weil ich den Gedanken so passend fand, dass Liebe uns dazu bringt, auf andere Menschen zu achten, und genau hinzusehen. Man muss mit einem liebevollen und aufmerksamen Blick durch die Welt gehen, um zu sehen, was Paula Schmidt und Jasmin Lehmer sehen und festhalten. [...]
Paula Schmidts Malereien nehmen Momente, die sofort wieder vorbei sind, und halten sie fest. Als großformatige Gemälde, mit Farben und auch Formen, die sich frei vom ursprünglichen Augenblick lösen; aber trotzdem ist er da und wurde in diesem Bild millionenfach verlängert, überdimensioniert und hat eine neue Bedeutung bekommen.
Lehmer und Schmidt halten Momente zwischen Menschen fest. Und sie halten sie fest für uns, die Betrachtenden. Was sie gesehen haben, können wir jetzt auch sehen, und weil die Bilder trotz allem etwas Unkonkretes haben, weil Gesichter oft abgewandt, verschattet oder in der Bewegung verschwommen sind, lassen sie Spielraum für Interpretation.
In Paula Schmidts Arbeiten sehen wir Szenen, zu denen wir uns vielleicht eine Erklärung wünschen, aber eigentlich keine brauchen. Denn es sind Alltagssituationen, die wir kennen, nur dass sie uns hier kunstvoll verpackt und verfremdet begegnen.
In „Schritt für Schritt“ sind zwei Menschen am Strand zu sehen, die einen Augenblick teilen aber eigentlich auch nicht, denn sie blicken in unterschiedliche Richtungen. Ist es eine Pause im Gespräch? Ein leuchtendes, fast elektrisierendes Zitronengelb dominiert das Bild und zieht uns in den Bann, gibt das Gefühl von gleißendem Sonnenlicht, verfrachtet die Szene aber auch ins Unwirkliche. Wie eine Erinnerung, nicht mehr ganz wie das Original, vielleicht leuchtender, vielleicht durch die Zeit von unnötigen Details befreit.
Paula Schmidt geht von tatsächlichen Momenten in ihrem Leben aus, die sie dann in eine Malerei überträgt. Vielleicht waren die ursprünglichen Personen Freund*innen von Paula, aber auf dem fertigen Bild spielt das eigentlich keine Rolle mehr. Sie sind zu universellen Menschen in universellen Situationen geworden, leben jetzt in einer Welt aus leuchtenden Farben, und wir können in ihnen sehen, wen wir wollen, z.B. auch uns selbst. [...]
Die Ausstellung PEOPLE ist so gelungen, weil die Arbeiten von Jasmin Lehmer und Paula Schmidt sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Die Qualitäten des jeweiligen Mediums, Malerei und Fotografie, werden im Kontrast noch betont. Noch flirrender leuchten Paula Schmidts Farben neben den schwarzweißen Fotografien, noch klarer und detailreicher wirken Jasmin Lehmers Fotografien zwischen den abstrahierten, großformatigen Malereien. Wir werden aufgefordert,abwechselnd nahe hin- und weit zurückzutreten, nach versteckten Bedeutungen und Zusammenhängen zu suchen oder in Farbflächen einzutauchen und uns im Rhythmus der Pinselstriche zu verlieren.
Auszüge aus der Rede von Luzie Gerb